Alle zwei Jahre ehrt der Yachtclub von Monaco mit der „Monaco Classic Week – La belle classe“ historische Segel- und Motorboote, die seit dem 08. November am Quai Hirondelle (direkt vor dem Yachtclub) zu bewundern sind.

Allen voraus die SS Delphine, die sich mit ihrem großen gelben Schornstein schon fast zu einem Wahrzeichen Monacos entwickelt hat. Vor genau hundert Jahren hat die 78,6m lange dampfbetriebene Yacht das Licht der Welt erblickt und seither schon einen Brand, ein Auflaufen auf Grund, einen Kriegseinsatz (als „USS Dauntless“ durch die US Navy im 2. Weltkrieg) und sogar einen kompletten Schiffsuntergang überlebt.

SS Delphine auf der Monaco Classic week 2021

Eines der letzten vollständig restaurierten Dampfschiffe der Welt: Die SS Delphine.

Vermutlich wäre sie komplett in der Versenkung verschwunden, hätte sie 1997 nicht der Belgier Jacques Bruynooghe zum Schrottpreis erworben und für knapp 40 Millionen Euro restauriert und durch Prinzessin Stéphanie von Monaco wieder auf ihren ursprünglichen Namen Delphine umtaufen lassen. Seit 2017 ziert sie Monacos Hafen und steht für Genießer klassischer Boote zum Chartern bereit.

Vintage-Segelboot Emilia auf der Monaco Classic Remise

Emilia auf der Monaco Classic week 2021

Emilia ist noch bis morgen auf der Monaco Classic Week neben vielen anderen eleganten Ladies zu bewundern.

Marco Marchesi ist ein Segler, der lieber selber Hand anlegt statt sich durch Motorantrieb helfen zu lassen. Zusammen mit seinen Freunden hat er Emilia aus Imperia in Italien mitgebracht, wo sie kurz zuvor noch auf der Vintage-Segelregatta ihr Können präsentierte – trotz ihrer 92 Jahre!

„Wir müssen mindestens zehn Personen sein, um die 12 Meter Lady zu bewegen – je mehr, desto besser,“ erklärt Marco den Teamsport. Ursprünglich wurde Emilia im Auftrag von Senator Giovanni Agnelli (Fiat-Mitgebründer) als Geschenk an seinen segelbegeisterten Schwiegersohn Giovanni Nasi gebaut, der jedoch überraschend nach Südamerika aufbrechen musste und daher niemals in den Genuss des Holzseglers kam.

Anders als der italienische Unternehmer, der seit mehr als 30 Jahren Resident in Monaco ist und als nächstes die „Voiles d’Antibes“ ansteuert, ein einwöchiges Segelevent in Antibes.

Emilia auf der Monaco Classic week 2021

Johns unter sich: Marco (links) alias John mit seinen Freunden, deren Spitznamen ebenfalls alle John lauten.

„Die weiteste Reise Emilias war bis nach Barcelona, wo sie vor einigen Jahren auf ihre Schwester ‚La Spina‘ traf,“ ein emotionaler Moment, den der leidenschaftliche Segler nie vergessen wird. La Spina wurde zeit- und baugleich vom Architekten Attilio Costaguta gebaut, die beiden „Schwestern“ hatten sich seither nicht mehr wieder gesehen.

Unter Bord bietet die rüstige Rentnerin erstaunlich viel Platz: Ein großer Raum mit Küche und Stauraum sowie ein weiteres Zimmer mit zwei gemütlichen Einzelbetten und ausgestattetem Badezimmer.

Wer sich selber ein Bild von den zahlreichen alten Schätzchen machen möchte, der hat noch bis morgen dazu Gelegenheit. Und zwar ohne Eintrittskosten, jeder ist willkommen, Fotos sogar ausdrücklich erwünscht.